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22 Temmuz 2013 Pazartesi

Alltag in Homs: "Den Terror irgendwie überleben"




Zerstörte Häuser in Homs


von Marcel Burkhardt
In Syrien wächst die Not der Zivilisten. "Wir haben kaum Brot, immer wieder wird das Wasser abgestellt", berichten junge Blogger aus der stark umkämpften Rebellenhochburg Homs in E-Mails und Chats mit heute.de. Es zähle nur eins: Überleben. 
"Oh nein, was für gewaltige Explosionen … Verrücktes Gewehrfeuer … Heftiger Beschuss …" Nedal ist in einem von 14 belagerten Bezirken der syrischen Großstadt Homs eingeschlossen. Der 29-Jährige nennt sich selbst einen "friedlichen Medien-Aktivisten" und in seinen Nachrichten, die er über soziale Netzwerke verschickt, bemüht er sich um Nüchternheit. Aber in der Nacht auf Freitag klingen einige seiner Botschaften nach verzweifelten Hilferufen. Am Ende fragt er: "Will das Regime die Stadt in dieser Nacht zerstören?"
FAO warnt vor schwerer Nahrungsmittelkrise in Syrien
Opfer des Bürgerkriegs
Der Bürgerkrieg hat seit März 2011 mindestens 80.000 Menschen das Leben gekostet. Nach jüngsten Angaben des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen (UNHCR) sind mehr als 1,6 Millionen Syrer aus dem Land geflohen.

Nedals wirkliche Identität lässt sich derzeit kaum überprüfen, weil Syrien fast völlig isoliert ist. Die Berichte des Bloggers über die extreme Not vieler Zivilisten in Homs decken sich allerdings mit Berichten von anderen Augenzeugen, mit denen heute.de Kontakt hat. Nicht nur, aber vor allem in den von Regierungstruppen eingeschlossenen Stadtteilen scheint die Lebensmittelknappheit zu wachsen. "Hier fehlt es am Nötigsten", schreibt Nedal. "Wir haben kaum Brot zu essen, immer wieder ist das Wasser abgestellt", berichtet der Syrer, der vor Ausbruch der Kämpfe ein Lebensmittelgeschäft geführt hat.Wenn es Brot zu kaufen gebe, sei das zehnmal teurer als noch vor zwei Jahren, erzählt Nedal. An Milch, Eier, Fleisch sei nicht zu denken. Auch Obst und Gemüse seien knapp: "Viele Obstgärten, Plantagen und Felder rings um Homs sind zerstört." Aussagen wie diese lassen sich schwer verifizieren, allerdings warnt auch die Welternährungsorganisation FAO seit Monaten vor einer schweren Nahrungsmittelkrise in Syrien.
"Helft dieser geschundenen, keuchenden Stadt"
Der Krieg hat laut FAO in Syrien zu massiven Ernteausfällen geführt. In heftig umkämpften Gebieten könnten Felder nicht mehr bestellt werden. Vielerorts sei die Infrastruktur zerstört. Wo das Land nicht mehr bewässert wird, verdorren die Früchte. Die Erträge von Obst, Gemüse und Getreide seien teils um mehr als 50 Prozent eingebrochen, heißt es in einem FAO-Bericht. Schätzungsweise vier Millionen Menschen hätten in Syrien mit Lebensmittelknappheit zu kämpfen.In Homs, das die Rebellen "Hauptstadt der Revolution" nennen, seien inzwischen auch in den von Baschar al-Assads Armee kontrollierten Stadtteilen die Nahrungsmittel knapp, berichten mehrere Aktivisten unabhängig voneinander. Die Studentin Zahira fordert deshalb "endlich Hilfe für diese geschundene, keuchende Stadt". Die junge Frau fühlt sich im Stich gelassen: "Von den versprochenen Hilfsaktionen der so genannten Führer der Welt haben wir in Homs jedenfalls nichts gespürt", schreibt sie.
Die Angst der jungen Männer vor Verhaftung
Samer, ein im Untergrund lebender Student, ergänzt: "Die Versorgung bricht hier zusammen. Es ist ein Drama – viele Leute finden kaum noch etwas zu Essen oder sie können es sich schlicht nicht leisten." Schließlich hätten viele Menschen ihre bezahlte Arbeit verloren. Zudem kommt, dass durch den extremen Wertverlust des syrischen Pfunds die Ersparnisse aufgefressen werden."Für viele von uns jungen Syrern steht das Leben jetzt still", schreibt Samer. Er selbst sei gegen Assad, bekämpfe dessen Regime aber nicht mit der Waffe. Er könnte sogar noch an der Uni weiterstudieren, erzählt er. "Aber ich vermeide den Kontakt mit Assads Leuten. Es gibt überall Militär-Checkpoints und die Soldaten verhaften immer wieder Männer, von denen du nie wieder was siehst." Auch Nedal, der Lebensmittelhändler, will im Untergrund ausharren, der Welt weiter vom Schicksal seiner Heimatstadt berichten "und versuchen, den Terror irgendwie zu überleben".

Wer will was in Syrien?




QUELLE:
http://www.heute.de/Alltag-in-Homs-Den-Terror-irgendwie-%C3%BCberleben-28921340.html






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